Bundesliga Taktik-Corner: Runde 12

Wieder wurde die österreichische Liga dem Ruf der „spektakulärsten Liga“ (meiste Tore/Spiel weltweit) gerecht, denn dieses Wochenende fielen beachtliche 18 Tore, sprich 3,6 pro Spiel. Wo Tore fallen, passierten auch Fehler in der Defensive und die gilt es zu untersuchen und zu verbessern. Doch so wirklich gelungen ist das bisher nur wenigen Teams. Freuen können sich dafür die Stürmer, die mit vielen Toren ordentlich Werbung in eigener Sache machen können. Diesmal nehmen wir das torreichste Spiel genauer unter die Lupe.

Salzburg gegen Innsbruck 6:0

Eigenfehler macht Innsbruck das Leben schwer

Einiges zu analysieren gibt es natürlich beim Spiel Salzburg gegen Wacker Innsbruck, denn in dieser Begegnung fielen gleich sechs Tore. Beim ersten Treffer war der Ausgangspunkt ein Fehlpass von der linken Abwehrseite. Der Verteidiger spielt den Ball recht lasch und ungenau zur Mitte, wo Kevin Kampl die Situation überzuckert und vor dem Innsbrucker am Ball ist und somit mit Tempo auf die Abwehr zu läuft. Statt diesen schlechten, überhasteten Pass zu spielen hätte der Abwehrspieler hier den Ball annehmen können und ihn dann mit dem linken Fuß recht problemlos nach vorne spielen müssen. Mit Alan und Soriano waren zwei Stürmer dicht am gegnerischen Sechszehner wodurch ein Rückpass zum Torhüter oder ein etwaiger Pass zu einem anderen Verteidiger nicht möglich war. Typisch für das Spiel der Salzburger die früh pressen und so den Gegner oft zu ungenauen Pässen zwingen. Wie eben in dieser Situation. Doch selbst danach wäre das Tor womöglich noch zu verhindern gewesen, denn Kevin Kampl wird vom Innsbrucker Rechtsverteidiger erst sehr spät attackiert und die zwei Stürmer werden noch von der Innsbrucker-Abwehr gedeckt. Nachdem sich Kampl aber auf der linken Angriffsseite der Salzburger durchsetzt, verliert die Defensive von Wacker die Ordnung komplett und weder Soriano, noch Alan haben nun mehr einen direkten Gegenspieler. In dieser Situation versucht dann einer der beiden Innenverteidiger Kampl an der Hereingabe zu hindern, doch dieser spielt den Pass an die zweite Stange wo Alan komplett frei stand und nur mehr einschieben musste. An dieser Stelle sei erwähnt, dass man in der ganzen Defensivaktion Linksverteidiger Hauser sträflich vermisst, der vor dem Fehlpass sich nicht als Anspielstation anbot und später beim Nachrücken der Abwehr ebenso fehlte, womit im Strafraum eine Salzburger Überzahlsituation entstand.

Defensives Mittelfeld hat keinen Zugriff aufs Spiel

Auch beim zweiten Treffer waren ein Ballverlust der Innsbrucker und ein schlechtes Zuordnungsverhalten entscheidend für den Jubel der Salzburger. In der Hälfte von Wacker befanden sich zum Zeitpunkt des Ballverlusts fünf eigene Spieler, doch auch sieben Salzburger. Fünf davon befanden sich im Raum zwischen den fünf Tirolern, die sich hier mehr oder weniger in einem Fünfeck aufstellten. Nach dem Ballverlust entstand nun ein sehr großer Abstand zwischen den beiden Innenverteidigern der Tiroler und Jonathan Soriano stand dazwischen bereits komplett frei. Kampl war in diesem Moment der ballführende Spieler stand aber verkehrt zum gegnerischen Tor. Mit einer Drehung nach rechts ließ er gleich zwei Tiroler hinter sich und hatte nun die Möglichkeit den Ball in den freien Raum am Flügel zu spielen oder direkt auf den noch immer recht freien Soriano im Zentrum oder auch ein Pass zu einem Spieler in seiner unmittelbaren Umgebung wäre möglich gewesen um das Spiel später auf die linke Seite zu verlagern wo sowohl Alan als auch Mané recht viel Platz hatten. Mittlerweile erkannten auch die beiden Innenverteidiger, dass der Abstand zu groß war und rückten enger während sich Soriano ballfordernd Richtung Kampl bewegte. Sowohl Thomas Bergmann als auch Alexander Hauser waren, wieder sehr offensiv ausgerichtet und fehlten nun in dieser Situation. Genau genommen waren zu diesem Zeitpunkt vier Salzburger Spieler frei, da Innsbruck keinen Zugriff auf den ballführenden Spieler hatte und auch mögliche Passwege nicht zustellte. Zwar versuchen zwei Tiroler Kampl zu attackieren, doch ein gerader Pass auf Soriano war problemlos möglich. Schon beim Abspiel startete Kampl durch, während beide Innsbrucker nur dem Ball nachschauten. Abraham rückte zwar gegen Soriano nach kam dann aber zu spät, weil Soriano mit einer Berührung einen Pass in den freien Raum spielte. Damit ließen zwei Salzburger, drei Innsbrucker auf recht engem Raum aussteigen und Kampl konnte sich entscheiden ob er den Pass nun rechts oder links an Innsbruck-Verteidiger Vucur vorbeispielte, der als einziger nicht rausrückte und somit Alan nicht ins Abseits stellte. Ein guter Pass auf Alan brachte diesen in eine Top-Position die sich der Brasilianer nicht mehr nehmen ließ, 2:0.

Beim dritten Treffer konnte man schon zu Beginn der Szene erkennen, dass die Abwehr abermals nicht gut sortiert stand. Beide Außenverteidiger standen auf einer Linie mit den defensiven Mittelfeldspielern vor den beiden Innenverteidigern. Ähnlich wie beim zweiten Tor spielte diesmal Ilssanker einen Pass auf Kampl, startete gleich weiter während die Innsbrucker entweder dem Ball nachschauten anstatt Ilsanker zu folgen oder gegen Kevin Kampl zu spät kamen, da dieser mit einer Berührung weiterspielte. Ilsanker machte dann mit seiner Erstberührung einiges richtig da er sich den Ball genau in diesen Raum vorlegte, den der Spieler der Kampl attackierte hätte abdecken sollen. Das defensive Mittelfeld war durch diesen einfachen Doppelpass überbrückt und Ilsanker lief ungehindert auf die Abwehr zu. Die sich berechtigterweise damit beschäftigten die beiden Stürmer zu decken, dabei allerdings vergessen haben, dass man Ilsanker besser nicht schießen lässt, doch als ein Innsbrucker noch versucht in einen Zweikampf zu kommen, hat der Salzburger bereits abgezogen und das 3:0 erzielt. Wieder gelang es den Mozartstädtern recht einfach durch die Mitte zu spielen und dann auf recht alleingelassene Innenverteidiger zulaufen zu können. Weder den ins Mittelfeld vorgerückten Außenverteidigern, noch den defensiven Mittelfeldspielern gelang es die Mitte dicht zu machen beziehungsweise in einen Zweikampf zu kommen.

Bekannt ist mittlerweile auch, dass die Salzburger sehr schnell umschalten und damit Überzahlsituationen schaffen. Beim 4:0 war Kampl abermals der ballführende Spieler und lief wieder auf eine Zweier-Kette zu, da von Außenverteidigern und auch defensiven Mittelfeldspielern niemand mehr eingreifen konnte. Abraham machte dann den Fehler Kampl direkt zu attackieren wodurch er die ganze linke Abwehrseite aufmachte und Kampl nahezu einlud zu Alan zu passen. Nun war Vucur alleine gegen Alan und Mané, doch schnell wurde klar Alan zieht nicht zur Mitte und wird daher abspielen müssen. Hier hätte sich Vucur mehr an Mané orientieren müssen, da er der einzige war der im Zentrum die Situation klären hätte können. Der Senegalese Mané merkte dieses Fehlverhalten schnell entfernte sich noch ein Stück weiter von Vucur (dem bei diesem Tor aber nur eine Teilschuld trifft) und konnte dann ganz frei den Pass von Alan verwerten.

Offensivspieler arbeiten zu wenig nach hinten

In der zweiten Hälfte schalteten die Salzburger zwar etwas zurück, Tore gab es aber trotzdem. So zum Beispiel nach einem Angriff der von der linken Seite ausging. Wieder gut erkennbar stand die Viererkette nicht wirklich als solch eine, sondern wirkte eher wie ein Trapez. Zwischen diesem Trapez und der Mittelfeldreihe der Innbrucker befanden sich drei Salzburger, die mögliche Anspielstationen waren. Man sollte meinen dort müssten die defensiven Mittelfeldakteure den Raum eng machen, doch das klappte in dieser Situation nicht zum ersten Mal nicht. Der Ball kam dann auch in diesen Raum zu Sadio Mané und plötzlich formierte sich die Viererkette der Innsbrucker und auch die zwei Mittelfeldspieler schienen nun auf dem richtigen Posten zu sein. Doch zwischen den Abwehrreihen stand ein Salzburger recht frei da und auch Kevin Kampl postierte sich im Rückraum. Mané spielte dann den Ball zwischen die Abwehrreihen zu Soriano, der wiederum Kampl sah. Nun fällt auf, dass der Spieler der die linke Seite hätte zumachen sollen, zwar zuerst mit Svento mitläuft dann aber stehen bleibt und damit den Pass in den freien Raum auf den Slowaken ermöglicht. Überhaupt hätte dieser Spieler schneller zurück kommen müssen um genau so eine schnelle Spielverlagerung zu unterbinden. Denn diesmal stand die Zentrale in den entscheidenden Momenten recht passabel und erhielt zu wenig Unterstützung von den Flügelspielern aus dem Mittelfeld.

Erste Auflösungserscheinungen nach besonderen Umständen

Nach einem Ballverlust der Innsbrucker in der eigenen Hälfte spielen die Salzburger den Ball wieder sehr schnell an den Flügel wo diesmal Leitgeb nicht lange fackelt und entschlossen zur Mitte zieht. Spätestens dann kann man bei den Tirolern nicht mehr von Ordnung sprechen. In einem „V“ formieren sich diverse Spieler aus Offensive und Defensive im eigenen Strafraum und mittendrin steht Jonathan Soriano der damit sein zwölftes Saisontor bejubeln durfte. Hier irgendeinem Spieler die Schuld zu geben ist definitiv nicht gerecht, da vor allem bei diesem Tor das gesamte Kollektiv in der Defensivarbeit versagte. Womöglich erste Auflösungserscheinungen der Tiroler. Die rund 75 Minuten in Unterzahl agieren mussten, nachdem Torhüter Safar nach 16 Minuten mit Rot vom Platz flog. Zudem sind die Salzburger technisch eine sehr gute Mannschaft, verfügen über tolle Einzeltechniker und können oft aus schwierigen Situationen trotzdem einen Raumgewinn herausholen. Auch das ständige Pressing ist für jeden Gegner schwer zu umgehen und Ballverluste des Gegners sind für die Salzburger oft der Auslöser zum Umschalten und das funktioniert sehr gut. Klar passierten viele Fehler in der Defensive der Innsbrucker, besonders die Außenverteidiger und zentralen Mittelfeldspieler bekamen wenig Zugriff auf ihre Gegner, zwei Tore entstanden auch weil Abraham rausrückte Vucur aber stehen blieb. Abstimmungsprobleme die man gegen nominell schwächere Gegner ablegen muss. Doch wichtig wird sein dieses Spiel richtig einzuordnen, denn gegen Salzburg gingen auch schon ganz andere Mannschaften diese Saison gnadenlos unter.

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